Gestalttherapie

1 Zuordnung

Die Methode zählt zu der Komplementärmedizin=Alternativmedizin und arbeitet mittels:

  • Seelische Heilung » Ausgehend von der Annahme, dass grundsätzlich jede Seele über die Kraft zur Selbstgesundung und Selbstheilung verfügt, aber bei Stress (die seelische Überforderung durch die Herausforderungen der Umwelt und Fehlprogramme) mit krankmachenden körperlichen Symptomen reagiert wird mit Unterstützung der Geistwelt die Balance über die Seele hergestellt.
  • Authentizität » Sie findet die Balance zwischen Verpflichtungen, die die Lebensbewältigung mit sich bringt, den eigenen Talenten, der eigenen Motivation und den subjektiven Neigungen der individuellen Persönlichkeit = Selbstwerdung
  • Psychohygiene » Sie bietet die Gelegenheit sich bei der Bewältigung der laufenden Lebensfragen die Balance über die bewussten und unbewussten Voraussetzungen und Bedingungen zu finden. Ziel= sich Selbst-bewusst-Sein bezüglich: woher komme ich, wer bin ich und warum lebe ich so, wie ich lebe.

2 Prinzip der Gesundung

Durch die Bewusstwerdung von Erwartungen, Enttäuschungen, unbewussten Haltungen und Programmen wird  ein seelischer und emotionalerer Selbstheilungsprozess in Gang gebracht. Vergangenes und im Unbewussten Eingelagertes, bzw. die Bedeutung und der Umgang damit, können nur beeinflusst werden, indem es im "Hier und Jetzt" dem Erleben zugänglich wird. Die Gestalt-Werdung und -Schliessung des seelischen Innenlebens bewirkt einen selbstheilenden Prozess. Das das Aufgreifen und Bearbeiten unerledigter Situationen kann der blockierten Organismus wieder in Kontakt mit dem Fluss der Lebensenergie und dem Austausch mit der aktuellen Umwelt gebracht werden.

Individuen und Organisationen tragen das Potenzial zur geistigen Gesundheit und eine innere Motivation zu Wachstum und kreativen Lösungen, in sich.

Analog zur Gestaltbildung in der Wahrnehmung – die Gestalt formiert sich im Vordergrund vor einem Hintergrund – geht die Gestalttherapie davon aus, dass sich beim einzelnen Menschen das jeweils wichtigste Bedürfnis in den Vordergrund des Bewusstseins rückt. Dies wiederum wird als Figur/Grund-Geschehen bzw. Gestaltbildungsprozess bezeichnet. In gestalttheoretischer Sprache ausgedrückt, taucht mit dem entstehenden Bedürfnis eine offene Gestalt aus dem (Hinter-)Grund auf und wird im Vordergrund zur Figur, und zwar solange, wie sie nicht geschlossen ist. Die abgeschlossene Gestalt kann wieder in den Grund eintauchen und einer neuen Gestalt Platz machen. Dies versteht die Gestalttherapie als Fähigkeit des Organismus zur Selbstregulierung.


3 Therapieart und Therapiewerkzeug

Was tut der Therapeut

  • Seelenarbeit über das Unbewusste
  • Problemfindung/Problembearbeitung im Gespräch

Erwartungen an den Patienten

  • Achtsamkeit gegenüber Körper, Seele und Geist zwecks Bewusstwerdung
  • Verfolgung der inneren Bewegungen wie Atmung, Energiefluss, Kälte, Wärme
  • Wille zur eigenen Bewusstwerdung

Kommunikation

  • Therapeutische Gespräche zur Selbsterkenntnis

Heilmittel, Ernährung, Lebensgestaltung

  • Es werden keine Heilmittel eingesetzt oder Empfehlungen bezüglich Ernährung und Lebensgestaltung gemacht.

Art, Häufigkeit und Dauer der Therapie

Art der Therapie
Gesprächstherapie in der Auseinadersetzung und Bewusstwerdung von Lebenserinnerungen im "Hier und Jetzt"
Häufigkeit
Wöchentliche Sitzungen
Anzahl
Nach Absprache
Dauer der Therapie
nach Absprache
Kosten
120.- - 180.- Fr. /Std.

Was kann die Therapie bewirken?

Gestalttherapie sieht eine ihrer wesentlichen Aufgaben darin, unerledigte Situationen aufzugreifen, zu bearbeiten und den blockierten Organismus wieder in Kontakt zu bringen mit dem Fluss der Lebensenergie und dem Austausch mit der aktuellen Umwelt.

Die Beschäftigung mit Fragen bzw. Problemen, die in gegenwärtigen Erlebnissen auftauchen, sind meist der Ausgangspunkt für die Erforschung des Selbst und der dabei deutlich werdenden Wachstumshemmnisse.

Die Therapie erhebt seelische Zustände und Erinnerungen ins Bewusstsein und bearbeitet in Reflexion "Was war, ist, könnte sein, und bewirkt was?". Die eigentliche Wirkung entsteht prozesshaft durch das Verdauen der sich dauernd wandelnden Gestalt-Werdung zu neuerworbener Seelenqualität, die sich letztlich selbstheilend und ganzheitlich auf das seelisch, körperliche und geistige Wohlbefinden auswirkt.

Gestalttherapie heilt durch Würdigung: Der Klient kommt zur Therapeutin, weil er mit einem Lebensproblem meint, nicht mehr allein fertig werden zu können. Vorsichtig läßt ihn die Therapeutin erleben, daß er selbst in Wirklichkeit über große Kräfte verfügt, die ihm das Überleben ermöglichen. Durch die Würdigung dieser Kräfte kommt der Klient in Kontakt mit seiner Fähigkeit, Lösungen (seines Problems) für sich zu finden. Dieser Kontakt macht es ihm möglich, sich selbst, seine Mitmenschen und seine Umgebung so wahrzunehmen, daß er die Unterstützung spürt, die er daraus ziehen kann.
Innerhalb dieser therapeutischen Haltung der Würdigung sind eine Vielzahl von Methoden anwendbar. Die Therapeutin setzt sie so ein, wie es der Persönlichkeit ihres Klienten und ihrer eigenen Persönlichkeit entspricht.


4 Einsatzgebiete, Typische Krankheitsbilder

Einsatzgebiete

  • Für die Erkennung und Behandlung von Beschwerden/Störungen

Abdeckung der Problembereiche

  • Soziale Indikationen
  • Mentaler und kognitiver Bereich
  • Sonstige Indikationen

Typische Indikationen

Gestalttherapie ist eine besondere Form der Psychotherapie und wird generell für die Behandlung von körperlichen, emotionalen, sozialen und seelischen Störungen eingesetzt. Eine gesunde Seele, die sich in gutem Fluss befindet kann bei einer Vielfalt von körperlichen Leiden zur Genesung beitragen. 

Gestalttherapie hilft jedem, der bereit ist, ernsthaft etwas für sich zu tun. Die Gestalttherapeutin unterstützt den Klienten, damit er für sich selbst neue Wege finden kann. Sie gibt ihm keine "Patentrezepte" an die Hand.
Mit Unterstützung der Gestalttherapeutin erfährt der Klient, durch welche erlernten Mechanismen er sein Wachstumspotential bremst: Eigentlich lebenswichtige Symptome – Angst, Selbstzweifel, Aggressivistät, Rückzug, Schmerzen, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft usw. – treten in unangemessenen Situationen auf, werden einseitig übersteigert und behindern so die natürliche Fähigkeit jedes Menschen, die aktuelle Wirklichkeit wahrzunehmen und sich sinnvoll auf diese zu beziehen.

5 Hintergrund – Entstehungsgeschichte der Methode und Beziehungen

Die Geschichte der Methode

Fritz und Laura Perls (damals noch Lore Posner) entwickelten in den 1920-er Jahren auf Grundlagen des Neurologen Kurt Goldstein und des Gestaltpsychologen Adhémar Gelb die Gestalttherapie.

Nach der Flucht aus Deutschland gingen sie über Holland nach Südafrika ins Exil. Hier begannen sie mit der gemeinsamen Arbeit an einem Buch, das die Entstehung der Gestalttherapie markiert, Das Ich, der Hunger und die Aggression, das 1944 zum ersten Mal erschien. Von Beginn an bildet Bewusstheit bzw. Gewahrsein (der englische Ausdruck lautet hier "awareness") ein grundlegendes Element der therapeutischen Theorie und Praxis der Gestalttherapie. Bereits in diesem Buch werden Übungen entworfen, die die Bewusstheit fördern, und so den therapeutischen Prozess unterstützen. Perls benutzt hier noch den Begriff „Konzentration“ in Ermangelung einer besseren Alternative zu dem Zeitpunkt, und spricht von „Konzentrationstherapie“, um der Bedeutung bewusster Wahrnehmung Rechnung zu tragen. Er setzt sich ausführlich mit dem Begriff „Konzentration“ auseinander, und unterscheidet z. B. Interesse, Aufmerksamkeit und „negative Konzentration“, worunter er die Art der Konzentration versteht, die zu einem verengten, angestrengten Blickwinkel führt.

Innerhalb der Gestalttherapie haben sich nach der Gründungsphase in den USA und davon ausgehend in Europa unterschiedliche Varianten, Strömungen und Stile herausgebildet. Dazu hat zunächst einmal die theoretisch und praktisch sehr vielgestaltige und wenig kanonisierte Hinterlassenschaft der Gründungsphase wesentlich beigetragen. Die unterschiedliche therapeutische Arbeitsweise von Fritz Perls auf der einen und Laura Perls auf der anderen Seite kam in der Folge hinzu.
Fritz Perls trennte sich von seiner Frau Laura und zog an die Westküste der USA, während Laura ihre therapeutische Arbeit an der Ostküste fortsetzte. Fritz Perls entwickelte einen auf den ersten Blick eher harten, oft konfrontativen „Westküstenstil“, während Laura Perls einen deutlich weicheren und integrativen „Ostküstenstil“ der Gestalttherapie praktizierte.

Akzeptanz durch die westliche Medizin

  • Angesehen als Heilmethode und gegenseitige Zusammenarbeit
  • Ist sich nicht einig über die Wirksamkeit

Selbsteinschätzung seitens der Methodenanbieter

  • Unterstützt die westliche Medizin, ersetzt diese aber nicht

Anerkennung durch die empirischen Wissenschaft

  • Diverse Studien mit positiven Resultaten über die zugrundeliegenden Idee der Methode
  • Diverse Studien mit positiven Resultaten über die Effektivität der die Methode selbst

Erfolgsnachweise der Methodenanbieter

  • Diverse Fallbeispiele mit überwiegend positiven Resultaten zu der Effektivität der Methode
  • Diverse Studien mit positiven Resultaten über die zugrundeliegenden Idee der Methode
  • Diverse Studien mit positiven Resultaten über die Effektivität der die Methode selbst

Verankerung der Methode in der Schweiz

  • Durch Verbände gefördert

Verankerung der Methode im Herkunftsland

  • Durch Verbände gefördert

6 Besonderes

Kontraindikationen

Ausgehend vom positiven Willen zur selbstaktiven Heilung sind bei der Anwendung dieser Methode durch kompetente Therapeuten keine Kontraindikationen zu befürchten.

Grenzen

Es ist einigermassen schwierig den eigentlichen Gesundungsprozess vom erlebten positiv geförderten Wohlbefinden durch Entspannung zu unterscheiden

Sonstiges: Worauf sollte bei dieser Methode hingewiesen werden?

Innerhalb dieser therapeutischen Haltung der Würdigung sind eine Vielzahl von Methoden anwendbar. Die Therapeutin setzt sie so ein, wie es der Persönlichkeit ihres Klienten und ihrer eigenen Persönlichkeit entspricht.


7 Anerkennung der Therapie und der Therapeuten

Die Therapie ist im EMR gelistet

Aus- und Weiterbildung der Therapeuten

Berufsbezeichnung
Nachweise der Anbieter
Ausbildungsdauer
Wie wird die Qualifizierung der Therapeuten sichergestellt?

Die Therapeuten wenden folgendes Wissen an:

  • Basierende auf Erfahrungswissen aus der Anwendungsgeschichte
  • Basierend auf Erfahrungswissen und therapeutischer Intuition

8 Kostenübernahme der Krankenkasse

Die Kosten werden über die Grundversicherung oder der Suva übernommen

<p align="justify"> Aufgrund der effektiven Wirksamkeit der Methode werden sowohl von der Grundversicherung und der SUVA Kostenbeiträge bei ärztlicher Behandlung gestellt. Es ist sehr wichtig, vor der Behandlung die Modalitäten der Kostenübernahmen bei der jeweiligen Krankenkasse abzuklären. Nehmen Sie persönlich Kontakt mit Ihrer Krankenkasse auf. Diese können Ihnen Auskunft darüber erteilen, ob und in wie weit die Kosten der Behandlung bei dem gewählten Therapeuten übernommen werden.</p>

Weitere Hinweise der Kostenübernahme

Heute wird die Gestalttherapie von niedergelassenen Therapeuten und daneben vor allem auch in Kliniken angewendet und weiterentwickelt. Gestalttherapie gehört derzeit zu den in Deutschland nicht abrechenbaren Therapieformen, im Gegensatz zu Österreich und der Schweiz.


9 Administratives und Organisatorisches zur Methode

Welche(r) Verband/Verbände, Verein/Vereine oder sonstige Institution ist das zentrale Organ der Schweiz?

SVG Schweizerischer Verein für Gestalttherapie