Autogenes Training

1 Zuordnung

Die Methode zählt zu der Komplementärmedizin=Alternativmedizin und arbeitet mittels:

  • Energiebalance » Sie bringt die geistigen, mentalen und körperlichen Energien in Balance. Der Energiefluss wird gefördert und somit Verspannungen, Blockaden und Verkrampfungen gelöst.
  • Psychohygiene » Sie bietet die Gelegenheit sich bei der Bewältigung der laufenden Lebensfragen die Balance über die bewussten und unbewussten Voraussetzungen und Bedingungen zu finden. Ziel= sich Selbst-bewusst-Sein bezüglich: woher komme ich, wer bin ich und warum lebe ich so, wie ich lebe.

2 Prinzip der Gesundung

Das autogene Training wird in drei Stufen gegliedert:

  • Die Grundstufe (früher als Unterstufe bezeichnet): Ihre Techniken wenden sich an das vegetative Nervensystem
  • Die Mittelstufe: Ihre Methoden bezwecken die Beeinflussung des Verhaltens durch formelhafte Vorsatzbildung
  • Die Oberstufe: Ihre Methoden erschließen unbewusste Bereiche des Trainierenden

Die Grundstufe

Die Grundstufe besteht aus sechs Übungen:

  1. Erleben der Schwere
  2. Erleben der Wärme
  3. Herzregulierung
  4. Atmungsregulierung
  5. Bauchwärme
  6. Stirnkühlung

Jede dieser Übungen basiert auf der Suggestion eines ruhigen Körperzustandes. Die Wirksamkeit der Technik beruht auf der Annahme, dass der ruhige Körperzustand die Beruhigung des psychischen Zustandes hervorrufen kann, umgekehrt also zur bekannten Erfahrung, dass eine innere Erregung körperliche Spannungen auslöst.

Die Suggestionen erfolgen in einfachen, kurzen Sätzen. Die einzelnen Übungen dauern zwischen 3 und 15 Minuten. Sie können zunächst durch einen Trainer oder durch einen Tonträger angeleitet werden. Ziel ist die Verinnerlichung der Übungen und somit letztlich die Herbeiführung der Entspannung ohne Hilfsperson oder technisches Hilfsmittel.

Die Mittelstufe

In der Mittelstufe wird formelhafte Vorsatzbildung eingesetzt, um eine Verbesserung des Verhaltens (oder eine Vermeidung schlechten Verhaltens) herbeizuführen. Ein Beispiel für einen solchen Vorsatz – zum Beispiel in einem Training zur Vorbereitung einer Rede vor Publikum – ist: „Ich bleibe ruhig und gelassen.“ Solche Vorsätze werden stets positiv formuliert, also zum Beispiel nicht: „Ich werde während der Rede nicht nervös.“

Voraussetzung für die Mittelstufe ist die durch Übungen aus der Grundstufe herbeigeführte Entspannung. Oft werden auch Entspannungsübungen und Vorsatzformulierungen in einer einzigen Übung gemischt.

Die Oberstufe

Die Oberstufe, schon von Schultz psychoanalytisch konzipiert, wird in verschiedenen Formen als Therapie angewendet, zum Beispiel in der formelfreien Methode von Hartmut Kraft oder in der analytischen Oberstufe von Heinrich Wallnöfer, die gezielt psychoanalytische Techniken anwendet. Eine Vorstufe zur analytischen Oberstufe ist das „Gestalten vor und nach dem autogenen Training“, mit dem der Übergang zum psychoanalytischen Arbeiten erleichtert werden kann.

Entsprechend der Verschiedenheit der Oberstufenmethoden gibt es auch eine unterschiedliche Zahl von Übungen. J. H. Schultz, Günther Krapf, Wolfgang Luthe, Karl Robert Rosa, Klaus Thomas und Heinrich Wallnöfer verwenden 7 bis 9 Formeln.


3 Therapieart und Therapiewerkzeug

Was tut der Therapeut

  • Anleitung zu praktischer Tätigkeit
  • Anleitung zu mentalen und meditativen Übungen
  • Seelenarbeit über das Unbewusste

Erwartungen an den Patienten

  • Mit- und nachvollziehen körperlicher Bewegungen
  • Mentale Konzentration
  • Achtsamkeit gegenüber Körper, Seele und Geist zwecks Bewusstwerdung
  • Verfolgung der inneren Bewegungen wie Atmung, Energiefluss, Kälte, Wärme
  • Meditative Übungen
  • Leichter Körpereinsatz/ aktives Mitarbeiten

Kommunikation

  • Gespräche über Situationsklärung und Therapieumsetzung
  • Gespräch mit dem Therapeuten über den Therapieverlauf

Heilmittel, Ernährung, Lebensgestaltung

  • Es werden keine Heilmittel eingesetzt oder Empfehlungen bezüglich Ernährung und Lebensgestaltung gemacht.

Art, Häufigkeit und Dauer der Therapie

Art der Therapie
Einzelsitzungen oder Gruppenkurs
Häufigkeit
Je nach Bedarf des Klienten
Anzahl
in der Gruppe ca. 6 Lektionen a 60 min.
Dauer der Therapie
Circa Minuten
Kosten
Einzelsitzung: CHF 120.- / 60 Minuten, Gruppenkurs: CHF 290.– pro Person; 6 Lektionen à 60 Minuten

Was kann die Therapie bewirken?

Autogenes Training ist eine auf Autosuggestion basierende Entspannungstechnik. Es wurde vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus der Hypnose entwickelt, 1926 erstmals vorgestellt und 1932 in seinem Buch Das autogene Training publiziert. Heute ist das autogene Training eine weit verbreitete und – beispielsweise in Deutschland und Österreich sogar gesetzlich – anerkannte Psychotherapiemethode.

Das autogene Training entstand aus Beobachtungen, die Schultz im Rahmen seiner Hypnoseforschung machte. Schultz nannte sein Verfahren „konzentrative Selbstentspannung“, und diese Entspannung der Muskulatur war die Grundlage seiner Psychotherapiemethode. Die Ruhe entsteht Schultz zufolge durch die Muskelentspannung und die dem Gehirn in dieser Form mitgeteilte Meldung: „In der Peripherie herrscht Ruhe“. Innerhalb der psychotherapeutischen Verfahren ist das autogene Training somit dem Bereich der Körpertherapie zuzuordnen, weil der Ausgangspunkt und die Grundlage die zunächst nur körperlichen Veränderungen der Muskel- und Gefäßspannung sind.

Gleichzeitig kann das autogene Training als Selbsthypnose aufgefasst werden. Denn beim autogenen Training versetzt sich der Übende durch Autosuggestion selbst in den „umgeschalteten“ Zustand. Unter Umschaltung versteht Schultz den Wechsel vom normalen Wachzustand in einen veränderten, hypnotischen Bewusstseinszustand. Diese Umschaltung wird – außer vor dem Schlafengehen – nach jedem Training wieder aufgehoben (im Fachjargon: „zurückgenommen“).


4 Einsatzgebiete, Typische Krankheitsbilder

Einsatzgebiete

  • Einsatz für die Gesundheitspflege und Prophylaxe

Abdeckung der Problembereiche

  • Vegetative Störungen, psychische Störungen & stressbedingte Erkrankungen
  • Sonstige Indikationen
  • Mentaler und kognitiver Bereich
  • Erkrankungen des Bewegungssystems und Rheumatologie
  • Neurologische Krankheiten
  • Erkrankungen der Atemwege
  • Suchtkrankheiten
  • Akute oder chronische Schmerzen
  • Durchblutungsstörungen & Herz-Kreislauf-System
  • Erkrankungen des Verdauungssystems
  • Verbesserung der körperlichen Konstitution

Typische Indikationen

Die Anwendungsbereiche des autogenen Trainings bestehen für gesunde Menschen vor allem im Sport, in der Managerschulung, in der Vorbeugung gegen Burnout-Syndrom und im Bereich des Lernens. Gesunde Menschen nutzen vor allem die Techniken der Grundstufe und der Mittelstufe. Des weiteren können folgende Krankheitsbilder durch die Methode positiv beeinflusst werden:

  • Verspannungen
  • Rheuma
  • Rückenschmerzen


  • Migräne

  • Chronischer Schnupfen
  • Asthma bronchiale

Hinweis: Je nach Schweregrad ist eine Behandlung in ärztlicher Absprache notwendig:

  • Neurosen
  • phobische Störungen
  • psychosomatische Erkrankungen (z.B. Flug- und Platzangst)
  • Angstbehandlungen
  • Schlafstörungen

Linderung der Entzugssymptome bei:
Nikotinsucht

  • Esssucht
  • Alkoholsucht
  • Medikamentensucht
  • Drogensucht

  • Kopfschmerzen
  • Migräne (Bei Neigung zu Migräneanfällen sollte nur sehr vorsichtig mit den Kopfkühleübungen gearbeitet werden)
  • Allgemeine Verbesserung Schmerverarbeitung

Hinweis: Es sollte nur vorsichtig mit den Kopfkühleübungen gearbeitet werden

  • Spasmen
  • Vorbeugung gegen
  • Herzinfarkt
  • Durchblutungsstörungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Bluthochdruck
  • Angina pectoris

  • Magen-/Zwölffingerdarmgeschwüre
  • Magenentzündungen
  • Darmentzündungen
  • Magen-/Darmerkrankungen
  • Verdauungsstörungen


  • Zuckerkrankheit
  • Bettnässen
  • Harnverhaltung
  • Reizblase
  • Hauterkrankungen bes. jene mit Juckreiz
  • Schildrüsenerkrankungen
  • Unterstützend bei Leistungssport
  • bei kurzzeitig vermehrter körperlicher Anstrengung

  • Stressbewältigung
  • Prüfungsangst
  • Stress
  • Termindruck
  • Konzentration
  • Lernfähigkeit
  • Blockaden

  • Geburtsvorbereitung (Angst- und Schmerzminderung)
  • Wechseljahrbeschwerden
  • Hormonelle Störungen


5 Hintergrund – Entstehungsgeschichte der Methode und Beziehungen

Die Geschichte der Methode

Methoden der Entspannung und Selbstbeeinflussung waren schon im Altertum bekannt, beispielsweise in der indischen Yogalehre oder der japanischen Zen-Meditation. Die geistigen Grundlagen dafür finden sich im buddhistischen Satipatthana. Allerdings sind diese Methoden kaum von der Weltanschauung der jeweiligen Lehre zu trennen, oder sie verlieren durch eine solche Loslösung an Wirkung.

Johannes Heinrich Schultz entwickelte mit dem autogenen Training eine Technik, die unabhängig vom kulturellen Umfeld und der Weltanschauung anwendbar sein sollte. Vor ihrer Ausarbeitung war er lange Zeit in einem Berliner Hypnose-Ambulatorium tätig. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, hat J. H. Schultz mit den Vorarbeiten zum autogenen Training vor dem Ersten Weltkrieg begonnen, nach wissenschaftlichen Prinzipien eine Selbsthilfemethode entwickelt und 1926 die erste Arbeit über die „Autogenen Organübungen“ veröffentlicht.[5] Die Veröffentlichung des Buches „Das autogene Training“ erfolgte 1932.

Grundlage für die Arbeiten und das Buch war seine Entdeckung, dass die meisten Menschen in der Lage sind, einen Zustand tiefer Entspannung allein mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft zu erreichen. So lässt sich beispielsweise bei Personen, die sich intensiv Wärme in ihren Armen vorstellen, tatsächlich eine Zunahme der Oberflächentemperatur messen, die auf eine Zunahme der Durchblutung zurückgeführt wird.

Die ursprünglichen Methoden von J. H. Schultz wurden seither aufgrund neuer Erkenntnisse erweitert. Während das autogene Training ursprünglich zur Unterstützung der psychotherapeutischen Behandlung kranker Menschen entwickelt wurde, wird autogenes Training heute ebenso von gesunden Personen angewendet, beispielsweise zur Erhöhung der allgemeinen Lebensqualität, zur Besserung sportlicher Leistungen oder des Lernens und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit im Managementbereich.

Akzeptanz durch die westliche Medizin

  • Angesehen als Wellness und allgemein gesundheitsfördernd

Selbsteinschätzung seitens der Methodenanbieter

  • Unterstützt die westliche Medizin, ersetzt diese aber nicht

Anerkennung durch die empirischen Wissenschaft

  • Diverse Studien mit positiven Resultaten über die zugrundeliegenden Idee der Methode

Erfolgsnachweise der Methodenanbieter

  • Diverse Fallbeispiele mit überwiegend positiven Resultaten zu der Effektivität der Methode
  • Diverse Studien mit positiven Resultaten über die zugrundeliegenden Idee der Methode

Verankerung der Methode in der Schweiz

  • Gesellschaftlich verankert
  • Durch Verbände gefördert

Verankerung der Methode im Herkunftsland

  • Gesellschaftlich verankert
  • Durch Verbände gefördert

6 Besonderes

Kontraindikationen

Es sind keine Kontraindikationen bekannt


7 Anerkennung der Therapie und der Therapeuten

Die Therapie ist im EMR gelistet

Aus- und Weiterbildung der Therapeuten

Berufsbezeichnung
Dipl. Trainerin für Autogenes Training
Nachweise der Anbieter
Unterschiedlich je nach Ausbildungsgrad
Ausbildungsdauer
Unterschiedlich je nach Ausbildungsgrad
Wie wird die Qualifizierung der Therapeuten sichergestellt?
Durch den Verband für Persönlichkeitstrainer

Die Therapeuten wenden folgendes Wissen an:

  • Basierende auf Erfahrungswissen aus der Anwendungsgeschichte

8 Kostenübernahme der Krankenkasse

Die Kosten werden manchmal über die Zusatzversicherung übernommen

<p align="justify"><em> Einige Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten der Methode über die Zusatzversicherung. Es ist sehr wichtig, vor der Behandlung die Modalitäten der Kostenübernahmen abzuklären. Nehmen Sie persönlichen Kontakt auf mit Ihrer Krankenkasse. Diese können Ihnen Auskunft darüber erteilen, ob und in wie viel der Kosten der Behandlung bei dem gewählten Therapeuten übernommen werden.</em></p>


9 Administratives und Organisatorisches zur Methode

Welche(r) Verband/Verbände, Verein/Vereine oder sonstige Institution ist das zentrale Organ der Schweiz?

V-P-T Verband für Persönlichkeitstrainer

Verbandsaufgaben

  • Berufspolitik für PersönlichkeitstrainerInnen
  • Qualitätssicherung für Persönlichkeitstrainings
  • Service für die Unterstützung von PersönlichkeitstrainerInnen
  • Organisation von Weiterbildungsmöglichkeiten für PersönlichkeitstrainerInnen

Die Methode ist registriert bei…

  • Stiftung ASCA
  • Die Methode ist an keiner von uns gewählten Informationsquelle registriert
  • EMR