Spannungsfeld 4: Mentale Gestaltungskraft versus Selbstgestaltungskraft

  

Ingenieure, Projektmanager und Baumeister realisieren mit hoher Professionalität Bauwerke und technische Entwicklungen mit genialer und mentaler Gestaltungskraft. Sie leisten damit ununterbrochen einen Beitrag an die weltweite technologische Entwicklung.

Wer ein Haus bauen will, der entwickelt in seinem Kopf, in seiner Denke, eine Vorstellung davon, wie sein Haus einmal aussehen könnte, wo es stehen soll, wie er es planen und bauen will und nicht zuletzt, was es kosten darf. Er benutzt seinen Intellekt, seinen Geist dazu, ein Projekt zu realisieren. Er betreibt Engineering/ Management. Diese Form der Realisierung lernen wir Menschen in unserer technologischen Welt sehr früh. Der tüchtige Macher verfügt über die Kompetenz, dies erfolgreich zu tun. Der Mensch „weiss“, wie diese Prozesse funktionieren.

Unsere moderne westliche Gesellschaft braucht Menschen, die laufend den Wissensstand (das Knowhow) auf allen technischen Gebieten dauernd weiterentwickeln. Wir bilden unsere Nachkommen in der Schule mit dem nötigen technischen Rüstzeug aus, sodass sie später den technischen Entwicklungsprozess weiter vorantreiben können. Unsere Kultur und unsere Wissenschaften basieren auf erprobtem Knowhow, Logik und Wissensmanagement, das im Umfeld unseres Bildungssystems entwickelt und vermittelt wird.

Der Gärtner und der Bauer arbeiten mit der Natur. Sie betreiben weniger Engineering/ Management, sondern betätigen sich vielmehr als Heger und Pfleger von Pflanzen und Tieren. Sie bereiten ihren Acker und ihre Umgebung vor, sodass ein gesundes Wachstum einsetzen kann. Sie bringen den Samen in den Boden und achten darauf, dass die Bedingungen das Wachstum optimal unterstützen. Sie sind in einem ständigen Austausch mit allen Möglichkeiten und Bedingungen, um die gewünschten Produkte hervorzubringen. Der Same weiss, wie er sich zur Ähre oder zum Baum entwickeln wird, genauso wie die Raupe weiss, wie sie sich zum Schmetterling entfalten kann. Wir reden bei diesem Prozess von Autopoiese (= Selbstgestaltungskraft) „es entwickelt sich etwas aus sich selbst heraus“. Der Mensch „glaubt“, wie diese Prozesse funktionieren.

Es macht wenig Sinn, wenn sich Ingenieure und Bauern über die „beste Arbeitsmethode“ in die Haare geraten. Es kann uns aber helfen, wenn wir erkennen, dass jeder Entwicklungsprozess einer unterschiedlichen Methode zugeordnet werden kann.

  • Mentale Gestaltungskraft kann enorme Energien zielgerichtet zur Entfaltung bringen. Der Gipfelstürmer und der Macher können sich und andere zu Höchstleistungen bringen. Man kann sich bezüglich der mentalen Gestaltungskraft kompetent machen, indem man Erfahrungen auswertet, Kurse besucht und trainiert – durch Zuführen und Aneignen von Kompetenz.

  • Autopoietische Entwicklungsprozesse verlangen das Loslösen von antrainierten Programmen, das sich Befreien von Ketten und liebgewonnenen, hilfreichen Gewohnheiten. Die Balance zwischen Wollen - Können - Dürfen und Authentizität fördert den Zugang zu sich selbst als Entwicklungsprozess. Autopoiese basiert auf Gnade – Liebe – Demut. Es, als göttlicher Funke (die individuelle – kollektive – göttliche Seele/Geist), trägt das unbewusste Wissen in sich und kann sich dann entwickeln, wenn wir ihm Raum geben.