Ich

 

Wir erleben uns ständig konfrontiert mit unserer Umwelt, unseren Erinnerungen, unserer Moral, unseren Wünschen, unserer Selbsteinschätzung und all dem, was in und um uns aktuell sich gerade abspielt. Dazu kommen noch die nicht genügend verdauten Themen, die wir aus vergangener Zeit mit uns tragen, sowie die Hoffnungen und die Befürchtungen für die Gestaltung der Zukunft. Die meisten Menschen erleben dies als „Ich denke, also bin ich“. Die Psychologie bietet uns die Erklärung an, dass jeder Mensch über eine solche Ich-Instanz verfügt, um sich zu orientieren und steuern. Es gibt aber auch die Ansicht, dass dieses Ich nicht reaktionsstark genug ist um uns wirklich zu steuern. In unserem Gehirn gibt es Bereiche, die, wie auch das gesamte Nervenkostüm, viel effektiver dafür sorgen, dass unser Verhalten optimal gestaltet werden kann. Ein Hochleistungssportler, wie zum Beispiel ein Tennisspieler, würde kaum einen Ball richtig treffen, wenn er den ganzen Bewegungsablauf vom denkenden Ich her gestalten müsste. Er kann wohl mit seiner Denke sein Training gestalten. Was ihm nicht gelingen kann, ist die Steuerung des aktuellen Schlages, weil seine Denke zu langsam ist. Er muss seine Bewegungsabläufe so trainieren, dass der Körper automatisch mit der richtigen Routine das Richtige tut.

Moderne Untersuchungen kommen zum Schluss, dass das Ich nicht unser Verhalten steuert, sondern lediglich darüber reflektieren kann, was geschehen ist und welchen willentlichen Entscheid es daraus ableitet. Das Ich rechtfertigt das Geschehen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, ohne dies zu steuern.

Unsere Denke, unser Ich ist aber gleichwohl eine sehr wichtige Instanz als Zentrum unseres Bewusstsein. Da wird wahrgenommen, was wir mit unseren Sinnen erfassen können, es werden Erkenntnisse gemacht, werden Forderungen und Bedürfnisse beurteilt, einander gegenübergestellt, Erfahrungen registriert und erinnert. Gefühle werden angenommen und verändert und vor allem die Kommunikation mit andern Menschen, die auch über eine Ich-Instanz verfügen, gestaltet.

Unsere Denke bearbeitet aber auch die uns gestellten Probleme und sucht logisch und kreativ nach Möglichkeiten zu deren Lösung. Unser Intellekt, unsere Vernunft und unsere Könnens – Kompetenz leisten hier einen wichtige Beitrag zur Existenzbewältigung und Lebenstüchtigkeit.